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    07.05.2025

    Die 7 wichtigsten GovTech-Trends 2025 – Teil 6: Systemintegration und API-Ökosysteme als Schlüssel zur vernetzten Verwaltung


    Willkommen zum sechsten Teil unserer siebenteiligen Artikelserie über die wichtigsten GovTech-Trends, die 2025 den öffentlichen Sektor weltweit prägen und transformieren werden. Nachdem wir uns in den ersten fünf Teilen mit Künstlicher Intelligenz, Spatial Computing, Cybersicherheit, Automatisierung und Hardware-Evolution befasst haben, widmen wir uns nun einem Trend, der die Fragmentierung in der Verwaltung überwinden kann: Systemintegration und API-Ökosysteme.

    Systemintegration: Der entscheidende Schritt zur vernetzten Verwaltung

    In einer zunehmend vernetzten Welt wird die nahtlose Integration verschiedener Systeme und Plattformen zu einem kritischen Erfolgsfaktor für den öffentlichen Sektor. API-Ökosysteme ermöglichen den effizienten Datenaustausch zwischen Behörden, verbessern die Bürgerservices und fördern Innovation durch offene Daten.

    Das Problem ist wohlbekannt: Datensilos, isolierte Systeme und fehlende Standards führen dazu, dass Bürger und Unternehmen dieselben Informationen mehrfach an verschiedene Behörden übermitteln müssen. Die deutsche Verwaltungslandschaft gleicht einem Flickenteppich nicht-kommunizierender Systeme. Der Weg zu einer vernetzten, effizienten und bürgerorientierten Verwaltung führt zwingend über die Integration dieser Systeme – und APIs (Application Programming Interfaces) sind der Schlüssel dazu.

    Die globale API-Landschaft: Datensilos fallen weltweit

    Weltweit setzen Regierungen auf API-gestützte Interoperabilität, um Datensilos aufzubrechen und ganzheitliche Dienstleistungen anzubieten:

    • Cloudpermit identifiziert die Integration durch APIs als einen der drei wichtigsten GovTech-Trends für 2025, mit schätzungsweise 200 Millionen öffentlichen und privaten APIs weltweit – eine Zahl, die das enorme Potenzial dieser Technologie unterstreicht.
    • Estland gilt als Vorreiter mit seiner X-Road-Plattform, die einen sicheren Datenaustausch zwischen verschiedenen Behördensystemen ermöglicht und das "Once-Only-Prinzip" umsetzt, bei dem Bürger ihre Daten nur einmal eingeben müssen. Dies hat die Effizienz der Verwaltung revolutioniert und die Zufriedenheit der Bürger deutlich erhöht.
    • Singapur hat mit seiner "API Exchange" (APEX) eine zentrale Plattform für den Datenaustausch zwischen Behörden geschaffen. Diese ermöglicht es, Daten und Dienste über verschiedene Behörden hinweg zu teilen und neue Anwendungen schnell zu entwickeln.
    • In Großbritannien fördert die "Government Digital Service" als zentrale Stelle API-Standards und offene Schnittstellen für Behördendienste, was die Konsistenz und Qualität der digitalen Dienstleistungen verbessert hat.

    Zu beachten ist zudem der Trend zu Microservices-Architekturen. Die USA haben mit cloud.gov eine Plattform geschaffen, die Bundesbehörden die Entwicklung und Bereitstellung von Microservices erleichtert. Australien setzt auf eine API-First-Strategie für seine digitalen Behördendienste, was die Flexibilität und Skalierbarkeit erhöht und die Entwicklung innovativer Anwendungen beschleunigt.

    Der Datenaustausch zwischen verschiedenen Regierungsebenen wird durch gemeinsame Datenstandards und -modelle gefördert. Kanada hat mit seinem "Open Government"-Programm Standards für offene Daten entwickelt, die den Austausch zwischen Bundes-, Provinz- und kommunalen Behörden erleichtern und die Grundlage für datengetriebene Entscheidungsfindung bilden.

    Warum Systemintegration und API-Ökosysteme für den deutschen öffentlichen Sektor besonders relevant sind

    Deutschland steht aufgrund seiner spezifischen Situation vor besonderen Herausforderungen und Chancen:

    1. Integrierte Bürgerportale: Deutschland mit seiner föderalen Struktur und den zahlreichen Behörden auf verschiedenen Ebenen würde besonders von integrierten Bürgerportalen profitieren. Durch API-basierte Integration könnten Bürger über einen einzigen Zugangspunkt auf Dienstleistungen von Bundes-, Landes- und Kommunalbehörden zugreifen, was die Bürgerfreundlichkeit erheblich steigern würde.
    2. Automatisierte Zahlungssysteme: Die Integration von Zahlungsdiensten in Behördenanwendungen durch APIs würde den Verwaltungsaufwand reduzieren und die Nutzererfahrung verbessern. Bürger könnten Gebühren und Abgaben direkt über die Behördenwebsites oder -apps bezahlen, ohne separate Überweisungen tätigen zu müssen, was Zeit spart und Fehler reduziert.
    3. Echtzeit-Immobilieninformationen: Die Integration von GIS-Systemen mit Baugenehmigungsplattformen würde Planungs- und Genehmigungsprozesse beschleunigen. Architekten, Bauherren und Behörden könnten auf aktuelle Informationen zu Grundstücken, Bebauungsplänen und Umweltauflagen zugreifen, was die Transparenz erhöht und Verzögerungen minimiert.
    4. Behördenübergreifende Workflows: API-basierte Integration würde behördenübergreifende Workflows ermöglichen, bei denen Anträge automatisch an die zuständigen Stellen weitergeleitet werden. Dies würde die Bearbeitungszeit reduzieren und die Transparenz erhöhen, da Bürger und Unternehmen den Status ihrer Anträge verfolgen könnten.
    5. Offene Dateninitiativen: Durch offene APIs könnten deutsche Behörden ihre Daten für Entwickler, Forscher und die Zivilgesellschaft zugänglich machen. Dies würde Innovation fördern und neue Anwendungen ermöglichen, die auf öffentlichen Daten basieren und gesellschaftlichen Mehrwert schaffen.

    Die spezifischen Hürden im deutschen Kontext

    Die Implementierung von Systemintegration und API-Ökosystemen im deutschen öffentlichen Sektor steht vor charakteristischen Herausforderungen:

    1. Fragmentierte IT-Landschaft: Die föderale Struktur Deutschlands hat zu einer fragmentierten IT-Landschaft mit unterschiedlichen Systemen und Standards auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene geführt. Dies erschwert die Integration und den Datenaustausch erheblich und erfordert übergreifende Koordination und Standards.
    2. Legacy-Systeme: Viele deutsche Behörden arbeiten noch mit veralteten Systemen, die keine modernen API-Schnittstellen bieten. Die Integration dieser Systeme erfordert oft komplexe Middleware-Lösungen oder kostspielige Modernisierungen, was die Umsetzung verzögert und verteuert.
    3. Datenschutz und Sicherheitsbedenken: Deutschland hat strenge Datenschutzgesetze, die den Austausch personenbezogener Daten zwischen Behörden einschränken können. Die Einhaltung der DSGVO und anderer Vorschriften erfordert sorgfältige Planung und robuste Sicherheitsmaßnahmen, die in die API-Architekturen integriert werden müssen.
    4. Governance und Standardisierung: Die Entwicklung und Durchsetzung gemeinsamer API-Standards und Governance-Modelle ist in einem föderalen System mit autonomen Behörden auf verschiedenen Ebenen besonders herausfordernd. Ohne klare Strukturen und Zuständigkeiten drohen unkoordinierte Einzellösungen.
    5. Ressourcen- und Kompetenzlücken: Vielen deutschen Behörden, insbesondere auf kommunaler Ebene, fehlen die Ressourcen und Kompetenzen für die Entwicklung und Wartung von APIs. Der IT-Fachkräftemangel im öffentlichen Sektor verschärft dieses Problem und bremst die Umsetzung ambitionierter Integrationsprojekte.

    Der Weg nach vorn: Handlungsempfehlungen für den deutschen öffentlichen Sektor

    Um das Potenzial von Systemintegration und API-Ökosystemen zu nutzen, sollte der deutsche öffentliche Sektor folgende Maßnahmen ergreifen:

    1. Entwicklung einer nationalen API-Strategie: Eine koordinierte Strategie mit klaren Zielen, Standards und Governance-Modellen für APIs im öffentlichen Sektor ist unverzichtbar. Diese Strategie sollte alle Verwaltungsebenen einbeziehen und verbindliche Richtlinien für die Entwicklung und Bereitstellung von APIs definieren.
    2. Aufbau einer zentralen API-Plattform: Die Schaffung einer Plattform, die als zentraler Zugangspunkt für Behörden-APIs dient und gemeinsame Dienste wie Authentifizierung, Monitoring und Dokumentation bietet, würde die Implementierung erleichtern und die Konsistenz fördern.
    3. Förderung gemeinsamer Standards: Die Entwicklung und Durchsetzung gemeinsamer API-Standards und Datenmodelle ist entscheidend, um die Interoperabilität zwischen verschiedenen Behörden und Verwaltungsebenen zu erleichtern und den Datenaustausch zu standardisieren.
    4. Investitionen in API-Kompetenzen: Gezielte Programme zur Förderung von API-Kompetenzen bei IT-Mitarbeitern im öffentlichen Sektor, einschließlich Schulungen, Workshops und Mentoring, sind notwendig, um das erforderliche Know-how aufzubauen und zu halten.
    5. Modernisierung von Legacy-Systemen: Die schrittweise Modernisierung veralteter Systeme oder Entwicklung von Middleware-Lösungen, die die Integration dieser Systeme in moderne API-Ökosysteme ermöglichen, ist zwar kostspielig, aber unumgänglich für eine umfassende Vernetzung.
    6. Pilotprojekte und Best Practices: Die Durchführung von Pilotprojekten zur API-Integration in ausgewählten Bereichen und Dokumentation von Best Practices für andere Behörden würde praktische Erfahrungen sammeln und erfolgreiche Ansätze verbreiten.
    7. Öffentlich-private Partnerschaften: Die Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft und Forschungseinrichtungen, um innovative API-Lösungen für den öffentlichen Sektor zu entwickeln, würde externes Know-how erschließen und die Entwicklung beschleunigen.

    Ausblick

    Durch die strategische Implementierung von Systemintegration und API-Ökosystemen kann der deutsche öffentliche Sektor die Fragmentierung überwinden, die Effizienz steigern und bessere Dienstleistungen für Bürgerinnen und Bürger erbringen. Erfolgversprechend ist ein koordiniertes Vorgehen, das die genannten Innovationen mit wichtigen Gütern wie Datenschutz, Föderalismus und Bürgernähe zusammenbringt.

    Im letzten Teil unserer Serie werden wir uns dem siebten großen GovTech-Trend 2025 widmen: Netzwerkbasierte Beschaffung und digitale Transformation. Wir werden untersuchen, wie innovative Beschaffungsansätze und umfassende Transformationsstrategien den öffentlichen Sektor innovativer, effizienter und bürgerorientierter machen können.

    Dennis Hillemann
    Johannes Voß-Lünemann

    Dennis Hillemann ist Fachanwalt für Verwaltungsrecht und berät zur digitalen Transformation im öffentlichen Sektor. Johannes Voß-Lünemann ist Rechtsanwalt mit Fokus auf das Vergaberecht und Verwaltungsrecht. Sie beraten Unternehmen und Verwaltungen zu den Auswirkungen technologischer Veränderungen und plädieren für eine progressive, aber rechtssichere Digitalisierung.

    Dies ist der sechste Teil einer siebenteiligen Serie über die wichtigsten GovTech-Trends 2025, die den öffentlichen Sektor weltweit transformieren.

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