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    08.04.2025

    Die 7 wichtigsten GovTech-Trends 2025 – Teil 1: Wie Künstliche Intelligenz den öffentlichen Sektor transformiert


    Willkommen zum ersten Teil unserer siebenteiligen Artikelserie über die wichtigsten GovTech-Trends, die 2025 den öffentlichen Sektor weltweit prägen und transformieren werden. In dieser Serie werden wir analysieren, wie neue Technologien die Arbeitsweise von Regierungen und Behörden fundamental verändern und welche Lehren der deutsche öffentliche Sektor daraus ziehen kann.

    Die sieben Teile dieser Serie werden folgende Themen behandeln:

    1. Künstliche Intelligenz und Generative KI (dieser Artikel)
    2. Spatial Computing und immersive Technologien
    3. Cybersicherheit und Post-Quantum-Kryptographie
    4. Automatisierung und Prozessoptimierung
    5. Hardware-Evolution und energieeffizientes Computing
    6. Systemintegration und API-Ökosysteme
    7. Netzwerkbasierte Beschaffung und digitale Transformation

    Jeder dieser Trends hat das Potenzial, die Effizienz, Transparenz und Bürgerorientierung des öffentlichen Sektors deutlich zu verbessern – vorausgesetzt, wir erkennen ihre Bedeutung und setzen sie strategisch um. Beginnen wir mit dem ersten und vielleicht folgenreichsten Trend: Künstliche Intelligenz.

    Künstliche Intelligenz: Unterschätzter Game-Changer für den öffentlichen Sektor

    Die Künstliche Intelligenz (KI) und insbesondere Generative KI haben sich zu den bedeutendsten Transformationsfaktoren für den öffentlichen Sektor weltweit entwickelt. Diese Technologien verändern grundlegend die Art und Weise, wie Behörden arbeiten, kommunizieren und Dienstleistungen erbringen – und doch unterschätzt der deutsche öffentliche Sektor noch immer ihre Tragweite.

    Mit einem Digitalisierungsgrad von nur 59 von 100 möglichen Punkten laut Digital-Index 2025 hat Deutschland erhebliches Aufholpotenzial. Während andere Länder KI bereits strategisch in ihre Verwaltungsprozesse integrieren, verharrt Deutschland oft noch in der Planungsphase.

    Die globale KI-Landschaft: Deutschland droht den Anschluss zu verlieren

    Der internationale Vergleich zeigt, wie weit andere Länder bereits sind:

    In den USA hat die Bundesregierung spezielle KI-Richtlinien für Behörden entwickelt und ihre Investitionen in KI-Forschung deutlich erhöht. Singapur gilt als Vorreiter mit seiner "National AI Strategy", die KI-Anwendungen in verschiedenen Bereichen des öffentlichen Sektors fördert. Estland nutzt KI bereits erfolgreich für personalisierte Bürgerservices und automatisierte Entscheidungsprozesse.

    Eine Studie einer großen internationalen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zeigt, dass etwa die Hälfte der Mitarbeiter in Landes- und Kommunalverwaltungen in den USA KI täglich nutzen, hauptsächlich zur Zusammenfassung von Informationen und für Brainstorming-Prozesse. Fast drei Viertel der Befragten berichten von Effizienzsteigerungen und Zeitersparnissen durch KI-Tools.

    Warum KI für den deutschen öffentlichen Sektor besonders relevant ist

    Deutschland könnte gerade aufgrund seiner spezifischen Herausforderungen besonders von KI profitieren:

    1. Mehrsprachige Bürgerservices: In einem zunehmend diversen Deutschland können KI-gestützte Übersetzungsdienste Sprachbarrieren überwinden und Behördendienstleistungen für alle Bürgerinnen und Bürger zugänglich machen.
    2. Automatisierte Dokumentenverarbeitung: Deutsche Behörden sind bekannt für ihren umfangreichen Papierverkehr. KI-Systeme können Formulare verarbeiten, Anträge prüfen und Genehmigungsprozesse beschleunigen. Die Gemeinde Malsch hat beispielsweise einen Vertrag zur Entwicklung einer solchen Software mit SAP und KOMM.ONE unterzeichnet.
    3. Personalisierte Bürgerinteraktionen: KI-Systeme können Bürgeranfragen analysieren und maßgeschneiderte Informationen bereitstellen. Die Stadt Hamburg setzt bereits einen KI-gestützten Chatbot ein, um häufig gestellte Fragen zu beantworten.
    4. Betrugserkennung und Compliance: KI-Algorithmen können verdächtige Muster in Finanz- und Steuerdaten identifizieren und so Betrug bekämpfen – besonders relevant für die Finanzverwaltung.
    5. Prädiktive Analysen für Ressourcenplanung: KI kann helfen, den Bedarf an öffentlichen Dienstleistungen vorherzusagen und Ressourcen entsprechend zu planen – angesichts des demografischen Wandels in Deutschland von besonderer Bedeutung.

    Die spezifischen Hürden im deutschen Kontext

    Deutschland steht bei der Implementierung von KI im öffentlichen Sektor vor einzigartigen Herausforderungen:

    1. Datenschutz und rechtliche Rahmenbedingungen: Deutschland hat strenge Datenschutzgesetze, die die Nutzung personenbezogener Daten für KI-Anwendungen einschränken können.
    2. Fachkräftemangel: Der Mangel an KI-Experten im öffentlichen Sektor ist in Deutschland besonders ausgeprägt, mit starker Konkurrenz durch die Privatwirtschaft.
    3. Föderale Strukturen: Die föderale Struktur Deutschlands erschwert die einheitliche Implementierung von KI-Lösungen durch unterschiedliche Standards auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene.
    4. Veraltete technologische Infrastruktur: Viele deutsche Behörden arbeiten noch mit Legacy-Systemen, die nicht ohne Weiteres mit modernen KI-Anwendungen kompatibel sind.
    5. Akzeptanzprobleme: In Deutschland gibt es traditionell eine gewisse Skepsis gegenüber neuen Technologien, was das Vertrauen in KI-Systeme erschwert.

    Der Weg nach vorn: Handlungsempfehlungen für den deutschen öffentlichen Sektor

    Um das Potenzial von KI und Generativer KI voll auszuschöpfen, sollte der deutsche öffentliche Sektor folgende Maßnahmen ergreifen:

    1. Entwicklung einer nationalen KI-Strategie für den öffentlichen Sektor: Eine koordinierte Strategie mit klaren Zielen, Ressourcen und Zeitplänen für die KI-Implementierung in Behörden.
    2. Aufbau von KI-Kompetenzzentren: Schaffung spezialisierter Zentren, die Behörden bei der Implementierung von KI-Lösungen unterstützen.
    3. Investitionen in Aus- und Weiterbildung: Gezielte Programme zur Förderung von KI-Kompetenzen bei Behördenmitarbeitern.
    4. Entwicklung ethischer Richtlinien: Klare Rahmenbedingungen für den verantwortungsvollen Einsatz von KI im öffentlichen Sektor.
    5. Förderung von Public-Private-Partnerships: Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft und Forschungseinrichtungen zur Entwicklung innovativer KI-Lösungen.
    6. Pilotprojekte und Experimentierräume: Schaffung von Räumen für die Erprobung von KI-Anwendungen in kontrollierten Umgebungen.
    7. Standardisierung und Interoperabilität: Entwicklung einheitlicher Standards für KI-Systeme zur Erleichterung der behördenübergreifenden Zusammenarbeit.

    Ausblick

    Die strategische Implementierung von KI kann den deutschen öffentlichen Sektor effizienter, bürgernäher und zukunftsfähiger machen. Entscheidend ist ein ausgewogener Ansatz, der Innovation fördert und gleichzeitig deutsche Werte wie Datenschutz, Transparenz und Inklusion respektiert.

    Im nächsten Teil dieser Serie werden wir den zweiten großen GovTech-Trend 2025 analysieren: Spatial Computing und immersive Technologien. Wir werden untersuchen, wie Augmented und Virtual Reality die Bürgerbeteiligung, Stadtplanung und öffentliche Dienstleistungen revolutionieren können und welche Chancen sich speziell für den deutschen öffentlichen Sektor ergeben.

    Dennis Hillemann
    Johannes Voß-Lünemann

    Dennis Hillemann ist Fachanwalt für Verwaltungsrecht und berät zur digitalne Transformation im öffentlichen Sektor. Johannes Voß-Lünemann ist Rechtsanwalt mit Fokus auf das Vergaberecht und Verwaltungsrecht. Sie beraten Unternehmen und Verwaltungen zu den Auswirkungen technologischer Veränderungen und plädieren für eine progressive, aber rechtssichere Digitalisierung.

    Dies ist der erste Teil einer siebenteiligen Serie über die wichtigsten GovTech-Trends 2025, die den öffentlichen Sektor weltweit transformieren. 

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