Herr Mayer, für junge Unternehmerinnen und Unternehmer und die, die es werden wollen, stellt sich die Frage nach einer guten Gesundheitsversorgung in der Selbstständigkeit. In diesem Fall bieten sich Alternativen zur freiwilligen Weiterversicherung in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Private Krankenversicherer wirken mit niedrigen Tarifen gerade in den ersten, wirtschaftlich fordernden Gründerjahren attraktiv. Was müssen Selbstständige wissen, um derzeit eine umsichtige Entscheidung zu treffen?
Vor allem sollten Überlegungen zu den langfristigen Entwicklungen in die Entscheidung einbezogen werden. Vor Jahren waren die Tarife der Privaten Krankenversicherungen (PKV) noch relativ stabil, das heißt, die Zeit der Ersparnis gegenüber der GKV war entsprechend lang. Erst mit 50 bis 60 Jahren musste in der PKV mehr gezahlt werden und das durchschnittliche Lebensalter war deutlich geringer. Die Rechnung stimmte zumeist. Der Beitragsunterschied zur GKV schwindet aktuell allerdings viel früher, meist schon mit dem 40. Lebensjahr. Der Zeitraum, in dem für die PKV mehr gezahlt wird als für die GKV, verlängert sich – verstärkt durch die höhere Lebenserwartung – enorm. Der Ersparnis von 10 Jahren stehen oftmals 40 Jahre gegenüber, in denen man in der PKV mehr zahlt. Laut Finanztest muss im Alter mit mindestens dem dreifachen Einstiegsbeitrag gerechnet werden.
Wie sieht es abseits dieser wirtschaftlichen Überlegungen mit dem Leistungsspektrum aus? Können die Gesetzlichen Krankenversicherungen hier mithalten?
Abseits vom gesetzlich vorgeschriebenen Leistungsrahmen handeln alle Kassen – auch die Gesetzlichen – ihr konkretes Leistungsspektrum durch Versorgungsverträge aus. GKV-Versicherten steht zudem ein breites Spektrum an Zusatzversicherungen, beispielsweise für Zahnbehandlungen außerhalb der Regelversorgung, zur Verfügung. Die pauschale Annahme, dass man in PKV für höhere Aufwendungen stets die bessere Versorgung erhält, ist nicht haltbar. Die BARMER legt zum Beispiel großen Wert auf Gesundheitsprävention, gute Heil- und Hilfsmittelversorgung, hohe Qualitätsstandards und lückenlose Versorgung bei Ärzten sowie den Schutz der Familie. Selbstständige Unternehmerinnen und Unternehmer müssen sich deshalb fragen: "Wie soll mein Leben in Zukunft aussehen? Welche Versorgung brauche ich? Was bedeuten diese Entscheidung für Partner und Kinder?“
Welche Rolle spielt die Familienplanung bei der Entscheidung für eine Krankenversicherung?
Die Wahl zwischen Privater und Gesetzlicher Krankenversicherung ist eine Systementscheidung mit weitreichenden Folgen für die Zukunft. Wer hier nicht vorausplant, trifft mitunter Entscheidungen, die auch für Ehepartner und Kinder Folgen haben. Die Private Krankenversicherung bietet im Gegensatz zur Gesetzlichen keine kostenlose Familienversicherung, für jedes Kind muss folglich ein Beitrag entrichtet werden. Mutterschaftsgeld wird nicht gezahlt und auch Krankengeld für den Krankheitsfall eines Kindes entfällt meistens. Auf arbeitsweltliche Veränderungen, wie zum Beispiel Teilzeitregelungen oder Erziehungsurlaub, nimmt der Tarif der PKV keine Rücksicht, während er sich in der GKV nach der Höhe des aktuellen Einkommens richtet. Eine Rückkehr in die GKV ist nur möglich, wenn das Gehalt unter die sogenannte Jahresarbeitsentgeltsgrenze sinkt. Die liegt in 2020 bei EUR 5.212,50. Mit dem 55. Lebensjahr gibt es gar kein Zurück mehr, selbst bei Arbeitslosigkeit nicht.
Welches System passt sich komplexen und sich verändernden Lebenswelten eher an?
Gerade junge Menschen brauchen eine flexible Gesundheitsversorgung, die sich an Lebenssituationen, Ziele und Wünsche im Wandel anpasst. Aus diesem Grund hat der Gesetzgeber erst kürzlich die Rechte der Versicherten gestärkt: In Zukunft sind Kassenwechsel leichter zu vollziehen, was den Wettbewerb erhöht. Ein Eintritt in die PKV ist dagegen eher so, als würde man sich lebenslang an einen Mobilfunktarif binden. Die BARMER hat den Anspruch, auf moderne Lebenswelten im Wandel zu reagieren und weiterhin führende Versorgungskonzepte für Menschen mit Initiative und Lebensmut zu bieten. Das Familien-Plus-Paket der BARMER ist deshalb speziell auf Alltag, Berufs- und Familienleben von Eltern und Kindern ausgelegt – wer weiß, vielleicht folgt ja auf eine Unternehmensgründung die Familiengründung.